Der Angermünder Wasserturm

Denkmal unter der Haube

Angermünde (moz, Daniela Windolff 08.06.2010) Der historische Wasserturm am Bahnhofsplatz von Angermünde wird derzeit aufwändig saniert und bewohnbar gemacht. Bauherr Sandro Ihlow hat sein Herz an dieses denkmalgeschützte, markante Bauwerk verloren und baut es um zum Wohn- und Ferienhaus. Unter großer Anteilnahme der Angermünder und der beteiligten regionalen Baufirmen wurde ein weiterer Meilenstein gesetzt. Der Turm erhielt eine Krönung mit Glashaube, Wetterfahne und vergoldeter Kugel in Form eines Wassertropfens als Symbol für die einstige Nutzung als Wasserspeicher der Stadt.

Wasserturm Angermuende

Unter der Haube: An einem Kranhaken schwebt die gläserne Kuppel samt vergoldeter Krönung über dem Wasserturm, der derzeit zu einem Wohnhaus umgebaut wird. © MOZ


In einem Denkmal zu wohnen, ist für Angermünde nicht sehr ungewöhnlich. In einem Wasserturm zu leben, das wird etwas ganz Besonderes sein. Sandro Ihlow ist gerade dabei, sich diesen ungewöhnlichen Traum zu erfüllen. Der junge Mann baut statt eines 08-15-Eigenheims den historischen Wasserturm von Angermünde zu einem Wohnhaus aus. Ein Haus mit runden Wänden, über 70 Fenstern, sechs Außentüren und knapp 150 Treppenstufen, mit Lichtkuppel, Wetterfahne und Krönung.

Der ehemalige Wasserturm am Bahnhofsplatz steht unter Denkmalschutz. Als technisches Denkmal erzählt er Geschichte, versorgte einst die Stadt mit Trinkwasser.

1901 baute der Londoner Ingenieur David Grove, der auch das Lüftungssystem im Berliner Reichstagsgebäude konstruierte, diese für damalige Verhältnisse moderne Wasserversorgung mit einem Barkhausen-Behälter als Wasserspeicher, einem sogenannten Kugelbodenbehälter.

Als Familie Ihlow 2006 den damals stillgelegten Wasserturm kaufte, war das technische Funktionsprinzip zwar noch erkennbar, der ungenutzte Turm aber weitgehend nur noch Hülle. Dennoch: Wie ein Geschichtsbuch blätterte es sich vor den neuen Eigentümern auf. Gerade das fasziniert den jungen Bauherren.

Der 33 Meter hohe Turm war bis auf den Kugelbodenbehälter hohl. Mit dem denkmalgerechten Umbau behält der Wasserturm außen sein historisches Aussehen und bleibt ein Markenzeichen von Angermünde, innen wird er wohnlich gemacht. Dafür werden unter anderem sieben Stahlbetondecken und drei Holzdecken eingezogen.

Es entstehen 230 Quadratmeter Wohnfläche, quasi ein kleines Eigenheim auf mehreren Etagen, sowie zusätzlich auf den insgesamt 400 Quadratmetern Nutzfläche zwei Ferienwohnungen, beschreibt Sandro Ihlow sein Konzept.

9000 Euro Zuschuss aus der Denkmalförderung des Landkreises erhielt der Investor, der das Projekt maßgeblich mit unzähligen und unbezahlbaren Eigenleistungen der Familie sowie regionalen Handwerksfirmen schultert. Nach dem Erwerb des zum Verkauf ausgeschriebenen Denkmals begann der Bauherr mit dem schrittweisen Innenausbau. 2009 erfolgte die symbolische Grundsteinlegung und die Restaurierung der Außenhaut. 63 Fenster wurden bereits erneuert. Acht kommen noch dazu. Viele der mit Liebe zum Detail erfolgten Sanierungsleistungen tragen die Handschrift von Vater Eberhard Ihlow.

Jetzt konnte ein neuer Meilenstein gesetzt werden. Der Turm erhielt eine gläserne Kuppel und eine Bekrönung mit vergoldeter Wetterfahne. Die Vater Eberhard Ihlow nach historischen Entwürfen gestaltet. Tatsächlich hat der Turm jedoch nie eine Wetterfahne getragen. Das Kunstschmiedewerk trägt nun die Initialen DG 1901 für den Erbauer David Grove sowie SI 2010 für den neuen Besitzer Sandrow Ihlow. Und ganz klein in der Ecke auch EI für den Erbauer der Wetterfahne Eberhard Ihlow. In die Bekrönung wurden nach altem Brauch Bauunterlagen, aktuelle Euro-Münzen, ein Schreiben der Stadt Angermünde sowie die Märkische Oderzeitung vom Tage für die Nachwelt eingelassen. Die vergoldete Spitze ziert ein goldener Wassertropfen als Symbol für die ursprüngliche Nutzung des Turms.

Die wiederhergestellte und nun verglaste Kuppel diente ursprünglich zur Belüftung des Turms und ist nun interessanter Lichtkegel des Gebäudes.